Argumente zur Durchführung eines Modellprojektes nach §§ 63-65 SGB V
Nach Kenntnisnahme von Zeitungsberichten mit dem Titel „Lauterbach doktert mal wieder nur an den Symptomen herum“ vom 21.12.2022 in den Badischen Neuesten Nachrichten, einem weiteren Artikel mit dem Titel „Die Situation ist fatal“ finde ich es an der Zeit, endlich einmal Modellprojekte nach den §§ 63-65 SGB V durchzuführen wie beispielsweise unser Verein „Frischer Wind“ e.V. etwas Derartiges erarbeitet hat. Die Gefährdung der medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten ist mindestens schon seit 1991 bekannt. Sämtliche bisher von der Politik eingebrachten Reformgesetze gingen immer auf Kosten der Leistungserbringer, weshalb diese heute keine Bereitschaft mehr für eine hohe Leistung zeigen. Gut ausgebildete deutsche Ärzte gehen lieber in die umliegenden Länder mit weniger Bürokratie und besserer Bezahlung. Ersatz dafür kommt aus Ländern, die selbst dringend diese Ärzte bräuchten. Einige dieser Kollegen tun sich mit der deutschen Sprache derart schwer, dass darunter die Patienten leiden und auch das kollegiale Gespräch oft im gegenseitigen Unverständnis endet.
Ein großer Teil unserer Probleme liegt schon im Numerus Clausus, weshalb seit den 60er Jahren nur noch Einser-Schüler raschen Zugang zum Medizinstudium bekommen, die sich aber später für ein Leben als Hausarzt zu schade sind bzw. sich überhaupt nicht dafür interessieren. Die bisherigen Lösungen mit zunehmend angestellten Ärzten in medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Ärztehäusern wird zu keiner befriedigenden Umgestaltung unseres Gesundheitswesens im Sinne der Patienten führen.
Des Weiteren sorgt die Feminisierung unserer ganzen Gesellschaft dafür, dass beginnend im Kindergarten und später in der Schule die weiblichen Schülerinnen besser gefördert werden. Auf Abitur-Berichten mit besten Noten finden Sie 8 Schülerinnen und nur 1 bis 2 männliche Abiturienten.
Die Fortschritte der Medizin, die längere Lebensdauer und der zunehmende Mangel an medizinisch ausgebildetem Personal müssen zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung führen. Die Kosten der Medizin durch die Technisierung werden immer weiter steigen und die Fähigkeit von Allgemeinärzten mittels einfacher Untersuchungsmethoden einen Krankheitsverlauf zu beurteilen, werden immer weiter abnehmen.
Die gesetzliche Krankenversicherung GKV ist heute schon viel zu teuer und sehr anfällig für Betrug wie in vielen Artikeln zu lesen ist. Aber auch die kapitalgedeckte private Krankenversicherung PKV ist ab einem gewissen Alter für die meisten privat versicherten Patienten nicht mehr bezahlbar – im hohen Alter etwa 1000 € pro Monat und Person für eine Vollversicherung. Statt immer besser verwaltet und schlechter behandelt zu werden sollte der Bürger mit seinem Geld lieber als direkt zahlender Verbraucher medizinische Leistungen einfordern können.
Nur in einem freien Markt ohne politische Eingriffe und unerträgliche Vorschriften können freie Bürger von freien Ärzten optimal versorgt werden. Eine Rückkehr zu einer Bindung an die Grundlohnsumme wird zur Fortschrittsbremse in der Medizin. Effizienz braucht Wettbewerb. Wir bezahlen heute für Verbesserungen unserer Mobilität auch mehr Geld in Relation zu unserem Verdienst. Die Zukunft unseres Gesundheitswesen muss dem Bürger entsprechend auch mehr wert sein, da es sich voraussichtlich um den nächsten Kondratjew-Zyklus handelt wie schon Prof. Peter Oberender dies als Megatrend in einer Rede in Freiburg 2001 bei einer Veranstaltung von „Frischer Wind“ e.V. beschrieben hat.
Die Stärkung des Wettbewerbs ist die einzig sinnvolle Maßnahme für faire Preise. Wenn schließlich auch das Krankengeld aus dem eigenen Patientenkonto bezahlt werden müsste, führt dies sehr rasch zu ganz erheblichen Einsparungen. Immer mehr Prüfungen der Leistungserbringer kosten auch immer mehr Geld und führen zu immer mehr Bürokratie und schließlich in den Schadenersatzprozessen zur Überlastung unserer Gerichte.
Wir müssen die Solidarität von heute 100% auf 30% reduzieren, was durch die Einzahlung von 30% aller Krankenkassenbeiträge auf ein Konto in einen Solidarfonds gewährleistet wäre. Dafür steigt die Eigenverantwortung durch das Patientenkonto. Über den Dreijahresdispositionskredit im Sinne der Subsidiarität können vorübergehende Überforderungen durch Operationen oder Unfälle unbürokratisch geregelt werden.
Bei der Reform der Krankenhäuser möchte ich daran erinnern, dass Karl Lauterbach schon bei der Einführung der DRG‘s beteiligt war und genügend Stimmen auf die Problematik hingewiesen haben. Die planwirtschaftlichen Ansätze einer Reform werden gegenüber marktwirtschaftlichen Elementen immer wieder neue Reformen notwendig machen statt endlich unser Modell einer „sich selbst steuernden Balance“ anzuwenden.
Als Frau Ursula Lehr noch Familienministerin war und das Gesundheitsressort mitverantwortet hat, haben die Leistungserbringer ebenfalls nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Heute dagegen wollen unserer medizinischen Angestellten nur noch nach „Leid“-Linien therapieren, um ja nichts falsch zu machen und schließlich ins Netz von Prüfärzten und Staatsanwälten zu geraten. Bezüglich der Kosten des Gesundheitswesens liegen wir weltweit an vierter Stelle, in der Effektivität allerdings an Stelle 26.
Auch im Artikel der Zeitschrift RPG 01/23 von Jens Baas werden notwendige Strukturreformen und ganzheitliche Konzepte gefordert. Im zweiten Teil des Artikels geht es um Abschläge für Kombinationstherapien, was wieder nur Anlass für weitere Einsparungen zum Nachteil der Patienten werden wird und weitere unsinnige und teure Überprüfungen notwendig macht. Falsche Abrechnungen – wie in der Wirtschaftswoche vom 05.01. 2023 dargestellt – wären in dem Modellprojekt vom Verein „Frischer Wind“ e.V. nicht vorstellbar. Wir sprechen hier von mindestens 32 Milliarden €, die für wirkliche notwendige medizinische Maßnahmen besser eingesetzt werden sollten – von den Kosten für Kontrollen und Gerichtskosten mal ganz abgesehen.
Die Entwicklung über MVZ zu sogenannten Arztkonzernen mit hohen Rendite-Versprechen kann nicht die Zukunft der Medizin sein. Auch die Zukunft der Pflege braucht neue Ideen um das unterfinanzierte System umzuwandeln, damit ein würdevolles Leben im Alter aber auch eine würdevolle Arbeit im medizinischen Bereich und in den Alters- und Pflegeheimen entstehen kann.
Neuerliche wiedergenannte Überlegungen durch Herrn Hecken von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach einer Praxisgebühr zeugen von der Ideenlosigkeit unserer bürokratischen Einrichtungen. Die Praxisgebühr vor 10 Jahren hat nichts gebracht, für Arme war sie zu hoch und für Reiche zu niedrig.
Zunehmend lesen wir von Betrügereien bei Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten und in der Pflege. Diese Tatsachen führen bei den Krankenkassen wiederum zu einer weiteren bürokratischen Verschärfung. Bei einer direkten Bezahlung aus einem Patientenkonto über die Versichertenkarte als Kreditkarte wäre ein derartiges Verhalten ausgeschlossen.
Das umlageorientierte Gesundheitssystem der GKV ist nicht zukunftsfähig, da wir zu wenig Kinder im Gegensatz zu Rentnern haben, außerdem werden die Kosten der Medizin durch weitere Forschung und teure Behandlungsoptionen eine weitere Steigerung erfahren. Ebenso ist das kapitalgedeckte Versicherungssystem der PKV wegen der unerträglich hohen Kosten im höheren Lebensalter nicht zukunftsfähig.
Dr. med. Michael Wey, Vorsitzender „Frischer Wind“ e.V.
Kaiser-Wilhelm Straße 5
76530 Baden-Baden
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